Meine Gedanken zum Schamanismus

Was ist Schamanismus? Bzw. was verstehe ich persönlich darunter und wie integriert sich dieses Thema in meine Arbeitsweise?

Das Wort Schamanismus kursiert die letzten Jahre immer mehr herum. Für die einen wirkt es abschreckend und es kommen Bilder aus alten Indianer Filmen von bemalten, wild kreischenden Indianern hoch. Für manche anderen klingt es interessant. Und für viele ist es einfach ein schwammiger Begriff, der gerade sehr in Mode gekommen scheint.

Wenn Du meine Arbeit die letzten Jahre mitverfolgt hast, so wirst Du bemerkt haben, dass mich immer schon die Arbeit mit und in der Natur und den Tieren am meisten inspiriert und bewegt. So ist mir auf meinem Suchen nach Antworten, die ich meistens im Wald und in der Stille suche, schon sehr viel begegnet. Vieles davon konnte ich jahrelang nur ganz vertrauten Menschen erzählen. Gleichzeitig bin ich ein sehr bodenständiger Mensch und mit einem wachen Verstand, der immer wieder hinterfragt, ob all diese Erlebnisse ihre Berechtigung haben oder ob es nur Hirngespinste sind, die mir da begegnet sind.

Für mich ist die Auseinandersetzung mit dem Schamanismus daher eine Antwort auf Fragen, die ich schon lange in mir getragen habe und gibt Antworten auf Fragen, von denen ich noch gar nicht wusste, dass ich diese in mir trage. Ich möchte auch vorweg erwähnen, dass ich mich selber nicht als Schamanin bezeichne, der Begriff des Schamanismus ist nur dem wohl am nächsten und bringt zum Ausdruck, was mich selber bewegt und inspiriert.

Nun, grundsätzlich kommt der Begriff Schamane von den tungusischen Völkern und bedeutet „jemand, der weiß“. Bei den nordamerikanischen Indianern gibt es den Begriff Schamane gar nicht, hier sind eher die Ausdrücke Medizinmann und Medizinfrau geläufig.

Ich verwende ganz bewusst das Wort Schamane, da ich mich mit diesem am ehesten identifizieren kann, weil es eher unserer europäischen Tradition entspricht. Auch habe ich Russland/Sibirien, die Ukraine und Mongolei schon selber einige Male bereist und spreche selber Russisch – daher wahrscheinlich auch meine Affinität zu diesem Begriff.

Aber grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es wesentlicher ist, was jeder darunter versteht in der Essenz, als wie dann die tatsächliche Beschreibung ist.

Daher, wenn ich nun in der Folge das Wort Schamane verwende, so gilt es für mich gleichermaßen mit anderen Begriffen, die in der Essenz dasselbe aussagen möchten.

Ein Schamane ist für mich ein Mensch, der zwischen den Welten tanzt. Er kann bewusst in die Welt der nicht alltäglichen Wirklichkeit wandern, um so Informationen für sein Leben und das Leben anderer, die ihm den Auftrag dafür geben,  hier und jetzt in der alltäglichen Wirklichkeit zu bekommen. Dabei kann er sich in beiden Wirklichkeiten bewegen. Auch die Bezeichnung, dass ein Schamane Ordnung schafft, ist für mich sehr stimmig. Da könnte ich jetzt Seiten über Seiten dazu schreiben, aber zu dieser Thematik gibt es mittlerweile genügend Bücher, wo jeder Interessierte sich selber einlesen kann.

Was für mich das essentielle im Verständnis des Schamanismus ist, ist, dass es ein Weg ist. Es ist ein Weg, der wahrscheinlich bis zum letzten Atemzug nicht aus. Es ist die Bereitschaft zu forschen, was unser Mensch sein ausmacht und wie wir in ein großes Ganzes verwoben sind, wo alles seinen Platz hat. Und, das ist für mich die wesentlichste Erkenntnis der letzten Zeit, es ist keine abgehobene spirituelle Praxis, sondern die Zugänge weben sich in das alltägliche Tun mit ein.

Wichtig auf diesem Weg ist ein achtsamer Zugang zu allem was uns umgibt und die Bereitschaft zu lernen und zu lauschen und seinen eigenen Weg und seine eigenen Fähigkeiten zu entdecken. Die indigene Kultur, die dieses Wissen noch im gesellschaftlichen Leben ganz selbstverständlich weitergegeben hat, ist in unseren Breitengraden vor sehr, sehr langer Zeit verschwunden. Daher gibt es diese Struktur im alltäglichen Leben nicht mehr und wir sind eingeladen, uns wieder damit auseinanderzusetzten – jeder der sich gerufen fühlt, auf seine ganz eigene Art und Weise.

Ein wesentlicher Bestandteil der schamanischen Arbeit sind Rituale. Wenn wir von einem Ritual sprechen, so geht es mir vor allem darum, dass wir durch dieses Ritual einen Raum öffnen. Wir geben unserer Handlung einen Bedeutung und eine Struktur. Unser tägliches Leben fließt oft so nahtlos ineinander, dass wir verlernt haben, uns mit, seien es auch noch so kleinen Handlungen wie das Anzünden einer Kerze, einen bewussten Schritt weg vom Alltag zu erlauben. Diese Rituale können ganz spontan inspiriert aus unserem Inneresten entstehen oder tief verwurzelt aus unserem kulturellen Erbe wiederbelebt werden.